# 5

prolog

Federgeistchen

„Das Federgeistchen, Pterophuros monodactylus. Aus ihrem Winterschlaf aufgestört, den sie unter trockenem Gebüsch gehalten hat, flattert die Motte hoch, taumelt umher, lässt sich gleich wieder nieder – und scheint im selben Augenblick verschwunden. Sie ist aber nicht verschwunden, sondern hat nur ihre im Flug schimmernden Flügel ganz schmal zusammengefaltet zu einem millimeterdünnen Strich.

Der Schmetterling, den man manchmal bei den ersten Frühjahrsarbeiten aufscheucht, gehört zur Familie der Federmotten und wurde zu einer Zeit , da man den Namen der Lebewesen gern noch etwas poetischer und anschaulicher wählte, Federgeistchen genannt.

Federgeistchen deshalb, weil seine Hinterflügel tatsächlich fast wie Vogelfedern gebaut sind: Sie bestehen aus je drei schmalen Keulen, und diese sind von Oben bis unten mit langen Haaren so besetzt wie der Schaft einer Vogelfelder mit Seitenästen. Man kann diese Hinterflügel nur ahnen, wenn man das Federgeistchen flattern sieht, denn sobald es sich niederlässt, verschwinden die Hinterflügel schier geisterhaft – nun nicht etwas, wie anderen Schmetterlingen, unter den Vorderflügeln, sondern regelrecht darin.

Das heißt: die (nicht mit Haaren besetzten, häutigen) Vorderflügel falten sich längs der Mitte zusammen wie die Klappen einer Muschel und bergen in dieser schmalen Tasche die drei federigen Glieder der Hinterflügel. Diese Erscheinung ist ganz und gar einmalig bei den Schmetterlingen, der sonderbare Mechanismus gehört allein dem Federgeistchen. […] Im Sinne einer kybernetischen Ökologie erscheint das Federgeistchen ganz unerheblich, es schlägt nicht groß zu Buche, genau genommen überhaupt nicht.“

(Aus: Jürgen Dahl, Die Verteidigung des Federgeistchens; in: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung, S. 79 ff., Stuttgart 1984)

conditions

Betreten und jede Störung sind hier verboten.

location

52°56‘ 25,35‘‘ N

8° 34’ 2,13‘‘ E

duration

30.06.2015 – ?

context

Wolfgang Mützelfeldt, Prinzhöfte bei Harpstedt

 description

observation

30.5.2016

#5-Teichkopf 4- CW-Schild  #5- Schild-Teich4 rechter Rand  #5 Teich4-linker Rand         

14.7.2017

   

1.2.2020

 

curator

Wolfgang Mützelfeldt